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   * `Das Polit-Christkind´
 

Die besondere Weihnachtsgeschichte                 Kierling, 12.12.2000

Neugasse 45, A-3400 Kierling, Mobil: 0043-(0)664-307 57 87, m: lion@aon.at  

             Umtausch-Roulett:   Das Zuckerpaket
                                                                   von Herwig Irmler

Es ist eine alte Weisheit, dass man mit den Weihnachts-einkäufen rechtzeitig beginnen soll, um nicht in den bekannt gefährlichen `0xidativen Stress´- von körperlicher- und seelischer Belastung - zu gelangen. Den daraus resultierenden Vorsatz weitgehend in die Tat umzusetzen, nähere ich mich ohne wesentlichen Druck- der Großmarkthalle im Wiener Ortszentrum. Erfreulicherweise haben meine Frau und ich schon beinahe alle Festtags-Besorgungen unter Dach und Fach. Der letzte Akt, dem Weihnachts- Kommerz einen Dienst zu erweisen, wird, so hoffe ich,  ohne Zwischenfall ablaufen. Daher - nur nicht hudeln. Meine Zeit hält sich zwar auch für diese letzte Festtagsbesorgung in Grenzen, aber da ist immer noch meine innere Stimme, die zu Ruhe und Besonnenheit mahnt. Ob sie stark genug sein wird, meine Ruhe zu bewahren? Lassen wir uns überraschen!
 
Es ist nicht viel,
was ich zu besorgen habe. Da ist einmal ein Spielzeug- Traumschiff, das sich meine Tochter Christina wünscht. Die Tatsache, dass dieses Spielgerät ein riesiges "Ding" ist, für das im Kinderzimmer erst Platz  geschaffen  werden  muss, scheint nicht so wichtig zu sein. Das Schönste sind doch die strahlenden Kinderaugen, wenn sich unter dem Christbaum die Geschenke türmen. Und außerdem gibt es da den bunten mit Blümchen und Herz-Darstellungen geschmückten  Brief an das "Christkind". Und wer kann schon ein so lieb formuliertes Schreiben abschlagen?!
 
Ich halte also den Einkaufs- Wunschzettel in Händen.
Und da ist eben neben einem Computerspiel und anderen Objekten, auch das Traumschiff im Wunschprogramm angeführt. Bevor ich aber in Gedanken versinke, muss ich all meine, während der Adventszeit noch verbliebene Energie aufbringen, um an den Einkauf zu denken. Da sind nämlich noch  einige Töpfe und Pfannen für die größeren Töchter Barbara und Marianne zu besorgen. Damit  ihre "Sammlung" an Aussteuer - Gegenständen langsam komplett wird. Im Alter von 19, bzw. 21 Jahren kann man ja schon an Familiengründung denken. Noch dazu wo es schon viel versprechende Freundschaften gibt.
 
Ja, ich darf auch auf keinen Fall  vergessen,
eine Großpackung Waschmittel einzukaufen. Natürlich von jener Firma die von meiner Gattin bevorzugt wird. Angesichts der Feiertage kann Vorrat  nicht schaden. Die Wäscheberge wachsen sonst in den Himmel. Das Auto am Parkplatz abgestellt, und schon geht's im Laufschritt zum Kundeneingang. Halt! Ich hab das Paket  Streuzucker nicht besorgt. Also zurück zum Auto. Im Kofferraum liegt sie, die Schachtel mit den Zucker-Tüten. Barbara hat sie mir zum Umtauschen mitgegeben. Sie wollte Staubzucker zum Backen der Weihnachtsbäckerei, hat aber in der Eile eine Schachtel voll Streuzucker erwischt. Ein Umtausch kann ja kein Problem sein. Ich sehe schon wie der Karton sich wieder in die Lebensmittelstellage einreiht und  das richtige Zuckerpaket auf meinen Einkaufswagen landet. Da ist schon der Reklamationsschalter. Nichts wie hin. „Grüß Gott, ich hab hier Zuckerdosen umzutauschen, wenn Sie so lieb wären, mir behilflich zu sein!“ 
 
„Tut mir leid, aber dafür bin ich nicht zuständig.
Bei mir können Sie nur technische Artikel umtauschen. Lebensmittel müssen Sie bitte beim Kundenschalter einreichen.“ Ich bedanke mich bei der freundlichen Angestellten und beeile mich zum besagten Schalter zu kommen. Ich muss mich anstellen. Auch andere Konsumenten haben ihre Probleme. Jetzt bin ich an der Reihe. "Meine Tochter hat irrtümlich Streudosen anstelle von Staubzucker gekauft. Ich möchte sie gerne umtauschen.“ „Können Sie mir bitte Ihre Rechnung geben.“ Ich reiche das Gewünschte, bekomme je ein gelbes Ziffern- Pickerl auf das Paket, auf die Rechnung und auf einen Umtauschzettel. Diese soll ich allesamt nach Anweisung dieser, ebenfalls freundlichen Dame, dem Leiter der Regalbetreuung geben. Ein Einkaufswagen ist griffbereit, das Unglückspaket darauf und ab in die Lebensmittelabteilung. Am Weg dahin schnell das Waschmittel ergreifen, das spart Zeit. Hier ist schon der Bereich  wo es förmlich nach Zucker riecht. Ein Herr im weißen Mantel schlichtet Schokoladen und Bonbons in die Stellagen. Das wird er sein, der Umtausch- Mann. Seinen Namen muss ich nicht wissen. Es handelt sich ja nur um einen kurzen Handgriff.
 
„Bitte ich habe hier Zucker umzutauschen.
Können Sie...“ - Der so Angesprochene fällt mir mit einem gezielten Hinweis ins Wort, wodurch er meinen Wortschwall abkürzt. Ich bin froh, denn das spart Zeit. „Da müssen Sie zum Herrn Pretnar gehen. Der ist unser Abteilungsleiter.“ „Und wo finde ich den?“ „Da vorne muss er irgendwo sein.“ Das Wort „irgendwo“ scheint mir nicht gerade ein Merkmal für Zeitersparnis zu sein. Der Umtausch scheint sich in die Länge zu ziehen. Mein zielstrebiges weiter schieben meines Wagens um rasch den bezeichneten Herrn zu finden kommt mir jetzt übereifrig vor. Wo ist er? Wer ist es? Bis ich mich durchfrage von einem Stellagenbetreuungs- Fachmann zum anderen... - Zielführender muss es doch sein, wenn ich den Lagerchef zu mir kommen lasse. Eine gute Idee. Zurück daher zu meiner Auskunftsperson an der Schokoladen- Stellage. „Können Sie mir bitte weiterhelfen? Ich kann den Lagerleiter nicht finden.“ Während der Mann der süßen Abteilung zu einem Telefon am Ende einer Stellagenreihe geht, meinte er in ruhigem Tonfall. Für mich zu ruhig. Denn meine Nerven beginnen sich bereits anzuspannen. "Ich werde es versuchen!"
 
Persönliche Verbindung gibt es keine.
Aber das ist ja beim Ausrufen auch nicht erforderlich. „Herr Pretnar rufen Sie bitte Klappe 236!“ Gibt er seinen Notruf in die "Hörer-Muschel". Nach kurzer Atempause. - Das sehnsüchtig erwartete Glockenzeichen ertönt. Mein weiß bekleideter Schokoladenmann hebt ab. „Ja, ... aber... wie... na gut... ja. „ Er legt auf. Zuerst ein Seufzer, dann enttäuschend: „Alles muss man selber machen! Dabei bin ich erst ein Monat in diesem Geschäft. Ich kenne mich ja noch gar nicht richtig aus.“ Das ist schlecht, denn meine Zeit wird knapp. Aber was soll's, ich werde ihm helfen. Gemeinsam werden wir es schon schaffen. „Wo ist denn der Zucker?“- frage ich. Wir gehen die Regale entlang. „Hier ist er.“ Na also. Meine Streuer hinein, ein frisches Staubzuckerpaket in meinen Wagen. Herr  'Schoko' gibt sich verzweifelt. „Nein, nein, so geht das nicht. Das Pickerl- was soll ich damit machen?“ Ja richtig,   mit diesem  Bürokratienachweis ist ja die Umtauschware gekennzeichnet. „Nehmen wir das Pickerl doch ab und kleben es auf den Begleitzettel!“ -  Gab ich damit einen guten Rat? „Ja. So wird es richtig sein.
 
Gesagt getan. Ich verlasse die Lebensmittelabteilung.
Schnell zur Spiele- Abteilung! Ich brauche ja das Traumschiff. Gott sei dank, alles ist im Einkaufswagen. Ich stelle mich bei jener Kassa an wo die wenigsten Kunden stehen. Damit ich schnell drankomme. Schließlich habe ich mich schon etwas verzettelt, mit dem süßen Umtausch. Ich komme an die Reihe. Jetzt braucht nur noch verrechnet werden. Es ist gut, dass die Kassen an den Zentralcomputer angeschlossen sind. So gibt es nun sicher keine Verzögerung mehr. Ich reiche der Kassendame den Zettel mit dem gelben Pickerl und schiebe das Zuckerpaket, das ich mit den anderen Waren auf das Fließband gelegt habe, etwas weiter vor.
 
„Tut mir leid, aber ihre Reklamation können wir hier nicht verrechnen“.
Sie ruft zur Kassendame der Nachbarverrechnungsstelle hinüber. -  „Oder Frau Kollegin, können wir den getauschten Zucker in die Kassa eingeben?“ Antwort: „Nein, das geht hier nicht. Man kann das nur an der Lebensmittelkassa machen.“ Nur ein Wort kann die jetzt herrschende Situation beschreiben. "Chaos". Ich muss meinen Wagen wieder beladen. Die nach mir kommende Kundschaft hat schon ausgeräumt. Sie muss zurück. Ich muss zurück. Auch das Wort "Zeit" fällt mir wieder ein. Aber im negativen Sinn. Ich habe keine mehr. Dass man von angespannter Nervosität befallen ist, kann sich nur jemand vorstellen, der wie ich, gestresst ist. Ruhe bewahren könnte jetzt nur mehr eine nicht ausgelastete Hausfrau oder ein Pensionist.
 
Mein zeitlicher Engpass ist unübersehbar.
Endlich von der Kassa befreit, wende ich, auf der mir auftuenden freien Bewegungsfläche, die schon mehrfach geübte „Schleppliftmethode“ an. Die geht so. Ich laufe einige Schritte mit dem schweren Wagen an, halte mich fest  und bleibe stehen. Die Fliehkraft des angeschobenen Wagens schleift mich beinahe zehn Meter weiter. Das geht schneller und ich spare mir einige Schritte und wieder etwas Zeit. Da  erinnere ich mich zurück an die oft rasenden Fahrten mit dem Hand- Leiterwagen die ich als Kind mit meinem Bruder auf der steil bergab führenden Straße unseres Wohnortes "Tauplitz" absolvierte. Meist lenkte ich den Wagen während Heinz hinten verkehrt im Gefährt saß um sich als Bremser zu betätigen.
Freilich, die Schuhsohlen waren bald abgearbeitet worüber unsere Mutter sehr unglücklich war. Aber was soll`s.  'Opfer müssen gebracht werden',   sagte schon der Flugpionier Lilienthal, nach einem Absturz, der ihm den Tod brachte. Schuhsohlen hin, Schuhsohlen her. Ich muss sehen, dass ich weiterkomme. Vorbei an Waschmittel und Schokoladen-stellage. Jetzt merkt man erst wie groß die Einkaufshalle ist. Die Lebensmittelkassen am anderen Ende werden sichtbar. Ich bin da. Anstellen. Fleisch, Käse und natürlich Schokolade werden vor mir auf das Förderband gelegt. Ich habe ein paar technische Artikel die man mir in der Genussmittelabteilung tolerant abnehmen wird. Und schließlich habe ich ja auch ein Lebensmittelpaket. Eine Schachtel mit Staubzucker. Ich lade aus.
 
Zur Abwechslung ein Herr an der Kasse
.
Auch freundlich. Er hat Zeit. Das muss er auch haben. Es ist ja seine Beschäftigung - dazustehen und zu kassieren. Ich müsste hier nicht stehen. Ich kann auch nicht mehr stehen. Ich hab eine andere, ebenfalls  verantwortungsvolle Beschäftigung. Familie, Beruf, Verein und weitere zeitraubende Nebentätigkeiten. Nervosität kündigt sich an. Ich trommle mit den Fingern auf die Griffstange des Einkaufswagens. Da kommt das Gesicht des Kassenmannes näher. Beim Blick auf meinen Zettel mit dem gelben Aufkleber sehe ich einen mitleidigen Gesichtsausdruck. Nein, er braucht nichts zu sagen. Ich weiß auch so, dass sich das Umtausch- Roulett weiterdreht.
 
„Sie müssen zuerst zur Kassa.“

„Weshalb, warum? Ich bin doch bei der Kassa.“ Meine Stimme ändert sich. Das ist ein schlechtes Zeichen. Aber nur für mich. Der Kassier: „Ich brauche einen anderen Schein, den bekommen Sie dort bei der Großkundenkasse.“ Na fein, wie viele Kassen gibt es denn noch. Wenn's da noch eine Hürde zu überwinden gibt- Ich weiß nicht was ich mit dem Zucker mache... Anstellen und warten. Dann- „Ich brauch einen Reklamations- schein," hat der Herr dort an der Kassa gesagt. „Den kann ich ihnen nicht geben. Da müssen Sie zum Herrn Wegerer. Das ist der Herr dort im weißen Mantel mit Brille.“
 
Ein kurzer Weg für mich.
Ich lasse meinen Einkaufswagen einfach stehen. Stehlen wird ihn mir schon niemand. Und wenn auch- Ich wäre schneller draußen. Ein Herr im weißen Mantel mit Augengläser arbeitet wie besessen. Er kontrolliert die Einkaufskörbe nach Bezahlung der Waren. Ob alles Eingepackte mit der Rechnung übereinstimmt. Wozu!? Die Kassiere haben doch eben alles registriert und verrechnet. Ich habe schon aufgehört mich zu wundern. Aber ein Wunder ist es, dass ich das alles noch aushalte. „Herr Wegerer?“ „Ja!“ Er sieht mich nicht an. Er hat keine Zeit. Ich spreche weiter zu ihm- denn auch ich kann nicht mehr warten. „Ich brauche einen Reklamationsschein. Ich habe einen Zucker umgetauscht.“ „Da müssen Sie ein bisschen warten. Ich muss erst eine Vertretung finden, sonst darf ich hier nicht weg. Bereiten Sie einstweilen alles vor.“
 
Ich bin bestens vorbereitet.
Seit mehr als einer Stunde!“ Wieder warten und noch dazu wegen Personalmangel! Warum nur. Wir haben doch im Land mit Arbeitslosigkeit zu kämpfen. Ob das so ins Stocken geratene Umtausch - Wirrwarr überhaupt noch in Fluss kommt muss ich in diesem Moment bezweifeln. Will man mich vielleicht vergessen? Die Angestellten scheinen mir ohnehin gänzlich überfordert zu sein. Das beruht auf Gegenseitigkeit. Ich bin's nämlich auch. Wie zur Bestätigung fällt mir das heutige Horoskop meines Sternzeichens ein.
„Laden Sie sich doch nicht mehr Pflichten auf, als Sie erfüllen können. Sie merken doch selber schon, dass Sie der Sache nicht mehr gewachsen sind. Anstatt starke Selbstzweifel zu entwickeln, sollten Sie lieber versuchen, jetzt nur das wirklich Mögliche zu machen. “Das stimmt. Ich bin der Sache nicht mehr gewachsen. Ich weiß wirklich nicht wie ich, die mir selbst auferlegte Pflicht, ein Paket Zucker umzutauschen, erfüllen soll. Nicht einmal mit Hilfe der Großmarkt- Geschäftsführung scheint das zu gelingen. Sie ist offenbar mit Wichtigerem beschäftigt. Das, wie im Horoskop angesprochen, 'wirklich Mögliche' dürfte nur mehr in der Flucht zu finden sein. Man lässt mich aber nicht so einfach fort. Ich muss vorher meinen Einkauf bezahlen!
 
Wie aus weiter Ferne höre ich die Stimme von Herrn Wegerer
„Herr Müller kommen Sie bitte jetzt zu mir !“ Er kommt. Herr Wegerer begibt sich zu einem langen Pult. Dort liegen viele Bücher. Er nimmt eines und meine alte Rechnung. „Oje, das war ja schon vor einer Woche. Da muss ich  ein anderes Buch nehmen. So jetzt haben wir es.“ Er schreibt, geht zu einer Kassa. Das ist ein guter Schritt. Mein Herz schlägt wieder höher. Ist  dies nun die Zahlstelle?  Ich stürme zu meinem Einkaufswagen. „Nein, nein“. - Das ist Herr Wegerers Stimme. Er hält mich ab. Das darf er nicht. Denkt er denn nicht an meine Gesundheit? „Das ist jetzt die Gutschrift. Mit der bekommen Sie Ihr Geld für die Streudosen zurück,“ ruft er mir nach. „Wo bekomme ich das Geld ?“ „Dort!“ Aha, bei der Kassa von wo aus ich einst zu Herrn Wegerer geschickt wurde.
 
Der Kreis ist geschlossen.
Die bereits müde gewordene Roulettekugel muss nun irgendwo landen. Das kann nur fruchtbarer Boden sein. Es gibt kein Ausbrechen mehr. Wunderbar. Hier und jetzt wird mein Wunsch, endlich mein Geld für diesen Einkauf loszuwerden, erfüllt und mein sich abzeichnender Herzinfarkt wird abgewendet. Glaube ich. Aberglaube. Ich stelle mich an. Ich komme an die Reihe. Die Dame am Schalter: „Ihre Rechnung habe ich noch nicht. Sie werden aufgerufen.“
Prima. Organisation perfekt. Ich bin registriert. Hoffentlich muss ich mich nicht noch für etwas verantworten. Ich weiß nämlich nicht für was. Ich fühle mich unschuldig.
 
Ein Name wird aufgerufen.
Meiner. „Kassa drei!“ Ich bekomme das Geld der von meiner Tochter irrtümlich gekauften Streuzuckerdosen. Damit kann das Unglückspaket endgültig vergessen werden. Ich habe nun nichts mehr umzutauschen. Jetzt sind auch alle Begleitscheine mit den gelben `Pickerln´ in den Schubladen verschwunden. Nur schnell anstellen, Ware auf das Förderband, registrieren lassen, zahlen. So sehe ich es vor meinen flimmernden Augen. Nein, so nicht. Der freundliche Kassenmann namens Wegerer will den zuletzt genannten, den springenden Punkt nicht erfüllen. „Zahlen müssen Sie bei der Großkundenkassa.“ Sie ist mir bekannt. Ich finde hin. Anstellen. Von einem Fuß auf den anderen steigend versuche ich mich auf den Beinen zu halten. Ich kann nicht mehr ruhig stehen. „Sie sind noch nicht an der Reihe. Sie werden aufgerufen.“ Ich höre nichts mehr, warte deshalb länger als nötig. Das bestätigt meine Nachfrage, nachdem ich weitere wertvolle Minuten verstreichen ließ. „Sie wurden bereits aufgerufen. Begeben Sie sich zur Kassa zwei!“ Geld wechselt den Besitzer. So gern habe ich noch nie bezahlt. Ich könnte schreien. Vor Schmerz, Wut und Freude. Nichts wie weg!
 
„Kontrolle bitte!“
Ausgerechnet Herr Wegerer stellt sich mir in den Weg. Er ist wieder an seinem Platz. Dort wo er Herr über alle Dinge ist. Er kennt mich, weis aber nicht wie's in mir aussieht. Nicht was ich von Beruf bin, welche Beschäftigungen und Verpflichtungen ich habe, dass ich verheiratet und fünf Kinder habe. Er kennt meinen übervollen Terminkalender nicht, wo sich nun wegen dieser unglücklichen Umtauschaffäre bereits einige Programmpunkte überschneiden. Er will offensichtlich gar nichts wissen. Aber es ist unübersehbar. Herr Wegerer ist in seinem Element. Und da lässt er sich nicht bremsen. Die Unterbrechung seiner Haupttätigkeit hat er schon vergessen. In seiner Begeisterung gewissenhafter Pflichterfüllung merkt er nicht, dass da ein Nervenbündel vor ihm steht. Ein Einkaufskrüppel. Den  Inhalt meines Einkaufswagens muss er kennen. Er hat ihn doch zuletzt bei der Kassa registriert. Amtsschimmel, habe ich geglaubt, gibt es nur im Staatsdienst.
 
Also gut, ich füge mich.
Kontrolle muss sein. Und zwar gründlich. Er sucht. Nach etwas bestimmten?  Glaubt er vielleicht ich hätte was gestohlen? Ich muss das alles verdeckende Traumschiff hoch nehmen. Da leuchten seine Augen auf. Herr Wegerer ist am Ziel seiner Pflichterfüllung angelangt. Unsere Wege werden sich endgültig trennen. Jetzt muss der `Chef- Kontroller´ hier nur noch einmal in seiner Dienstpflicht amtshandeln:
`Ja, das ist das Zuckerpaket´...

 

Das Polit-Christkind             

Donaukurier - Klbg, Jän. 2004
Neugasse 45, A-3400 Kierling, Mobil: 0043-(0)664-307 57 87
Im Blick . Punkt  Ausgabe Nr. 101 Herwig Irmler   mailto: lion@aon.at

 

Die gar garstige Geschichte eines
unchristlichen
 "Christkindes"...
 

Das Leben
erzählt mitunter die schönsten Weihnachtsgeschichten.
Leider nicht immer. Jetzt hat es sich sogar ereignet,
dass dieses schöne und friedvolle Fest für Betroffene
eine sehr traurige Geschichte verkündet, wobei sich der dargestellte Verursacher als
ganz und gar garstiger Zeitgenosse entpuppte. Geschehen in einer relativ großen Stadt.
 

Die Häuserfronten
heben sich in diesen Dezembertagen des Jahres 2003 kaum von den nassen und
grauen Straßen ab, die Menschen denen man begegnet, kommen einem wenig aufgeschlossen entgegen. Eher abweisend und missmutig senken sie ihren Kopf, während sie ihren Besorgungen nachgehen. So passen auch sie sich dieser Nebel-Szene an.
In den eigenen vier Wänden finden sich die Menschen dann, Gott sei dank, besser
zurecht. Sie finden wieder zu sich und zu ihrem Nächsten. Die Familie gibt wieder Kraft. Die gemeinsame Freude auf das Christfest soll ihnen seelisches Gleichgewicht vermitteln. Schenken und beschenkt werden, ist ein schönes und befriedigendes Gefühl.
 

Allen ist klar.
Gerade das Geben macht das Weihnachtsfest aus. Das sehen wir nicht zuletzt in der Darstellung der holzgeschnitzten Krippen, die wir unter den Weihnachtsbaum stellen.
Da stehen die Figuren der Heiligen Drei Könige wie damals zu Christi- Geburt, als die wahren Könige aus dem Morgenland wertvolle Gaben brachten. Dem geborenen Heiland zur Ehre und zur Freude. Sprichwörtlicher Frohsinn muss auch bedürftigen
Kindern von heute gegönnt sein. Und so soll die graue Stadt doch noch einen
funkelnden Schimmer von Glück und Liebe verbreiten.
 
Das könnte man sich so vorstellen:
Eine fleißige Mutti betreut in dem von ihr geführten "...Heim", Kinder die aus ärmlichen Verhältnissen stammen. Kinder die den Eltern von der Fürsorge weggenommen
wurden, Kinder die keine Eltern haben und jetzt in einem neuen Familienverband leben. In Frieden. "Ich möchte Christkind spielen", dachte sich eine VP-Gemeinderätin und besuchte so mit besten Absichten die Orts-Volksschule, um dort Glück und Freude zu verbreiten. Zur Direktorin (auch eine, von der ÖVP protegierte Person) sagte sie mit freundlicher Stimme: "Suchen Sie bitte ein bedürftiges Kind aus, ich möchte ihm alle seine Wünsche erfüllen.
Gesagt getan. Das Kind wird gebracht und steht vor der "Christkind"-Person, mit großen erwartungsvollen Augen. "Du darfst einen Brief an das Christkind schreiben und alle  angeführten Wünsche werden in Erfüllung gehen," sagt das menschliche Christkind.
Ein gewagtes Angebot. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass das Kind als arm zu
bezeichnen ist, ist auch anzunehmen, dass die Wünsche eher bescheiden ausfallen. Und so erfüllt eine tiefe "Vorschuss-Dankbarkeit" diese Szene der Verkündigung.
 
Das begünstigte Mädchen machte sich gleich davon,
den "Brief an das Christkind" zu schreiben. Geradezu rührend die Art und Weise, wie
das Kind den Brief verfasste. Sie dachte gar nicht so sehr an sich selbst, sondern vielmehr an ihre "Geschwister" die mit ihr in der großen Heim-Familie wohnen. Für einen "Bruder" sollte es ein Spielzeug-Auto sein, für eine "Schwester" eine Barbie-Puppe, usw. Zuletzt waren alle im Familienverband lebenden Kinder für ein Geschenk vorgemerkt. An die Möglichkeit selbst auch etwas zu wünschen, hatte die "Auserwählte" in ihrer kindlichen Bescheidenheit gar nicht gedacht.  Jetzt mussten nur noch die Wünsche erfüllt werden. Das schien ja kein Problem zu sein, aufgrund der freundlichen und verbindlichen Zusage.
 

Der Brief landete beim selbst ernannten "Christkind",
das diese Idee aufgegriffen hatte. Das Schreiben wurde aber nicht als Wunschzettel für
die nötigen Besorgungen hergenommen, sondern - oh unwürdiger Gedanke - er wurde dazu verwendet, festzustellen, woher denn dieses zu beglückende Mädchen überhaupt stammt und in welche politische Richtung die Heim-Familie einzuordnen sei. Ich bin überzeugt, dass es da dem echten Christkind im Himmel wie Schuppen von den Augen fiel - "in dieser Stadt soll der himmlische Boote des Friedens allein von einem schwarzen Polit-Christkind vertreten werden und dieses dürfe vielleicht nur ihresgleichen beschenken?"
 
Tatsächlich.
Als das allzu irdische Christkind feststellte, dass die Heim-Familie von einer zwar sehr engagierten und tüchtigen jungen Frau geleitet wird- ihr Vater aber ein roter
Parteifunktionär ist, ließ auch das irdische Christkind seine gütige Maske fallen und zeigte ihr wahres, schwarzes Gesicht. Nichts wie hin zur Frau Direktorin: "Ich kann den Wunsch des Kindes nicht erfüllen, wenn Sie wollen, können Sie das ja selbst machen!" Dieses traurige und beschämende Vorgehen in der, nach wie vor, hinter grauer Kulisse liegenden Stadt war dann für das noch existierende "SPÖ-Christkind" Anlass, ohne zu zögern, den Wunschzettel zu übernehmen, um nicht nur alle Gaben den Kindern  dieser gütigen Familie unter den Christbaum zu legen, sondern auch dem Kind, das den Christkind-Brief verfasst hatte, ein tolles Weihnachtsgeschenk zu machen
 

Für die glücklichen Kinder
ist diese unchristliche Tat dieses, im wahrsten Sinn des Wortes, unechten Christkindes unbemerkt geblieben. Und zu hoffen ist, dass nicht alle "Schwarzen" so dunkel
befleckte Polit-Seelen haben...
(Herwig Irmler)

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